Samstag, 2. Juli 2016

Rezension Minette Walters - Der Keller




9,99 [D] S.220 Taschenbuch, Klappenbroschur -
 ISBN: 978-3-442-48432-4
Erschienen: 18.04.2016



Inhalt vom Klappentext:


Munas Leben ist die Hölle. Und niemand kommt ihr zu Hilfe, denn keiner weiß, dass die Familie Songolis ihr Hausmädchen behandelt wie eine Sklavin. Dabei muss sie sich nicht nur Tag für Tag bis zur Erschöpfung um das Wohl der Songolis kümmern, sondern wird auch noch jede Nacht in einen dunklen, fensterlosen Keller gesperrt. Doch dann kehrt eines Tages der jüngste Sohn der Familie aus unerklärlichen Gründen nicht mehr nach Hause zurück. Damit die ermittelnden Polizeibeamten nichts von Munas Schicksal erfahren, darf sie ihren Keller verlassen. Und diese Chance nutzt sie auch. Denn Muna ist sehr viel klüger, als alle ahnen – und ihre Pläne sind sehr viel schockierender, als irgendjemand jemals vermuten würde ...


Meinung:


Ein kurzer Thriller, der jedoch alle Elemente packend vereint, um ein gutes Buch zu werden.

Dieses Buch hat mich sofort in seinen Bann gezogen und gefesselt, durch den außergewöhnlichen Erzählstil und das Auslassen von detailreichen Beschreibungen jedweder Art. Die Autorin lässt den Erzähler nur das Nötigste berichten und kommt Schlag auf Schlag von einer grausigen Handlung zur nächsten.
Mit einer bewusst gewählten Distanz zu den Hauptcharakteren kommt wenig Empathie für Familie Songoli bei mir auf und man weiß zunächst nicht, welches das schlimmste Familienmitglied darstellt. Die kleine Muna ist ihnen völlig ausgeliefert und man hofft nur, dass sie dieser Hölle irgendwie entkommt. Von Schlägen und Vergewaltigungen, bis hin zur seelischen Folter gibt es nichts, was die Familie ihr nicht antut.
Das Verschwinden des jüngsten Sohnes, soll ihr dann eine Chance bieten sich für alles zu rächen, denn als die Polizei die Ermittlungen aufnimmt, darf das sonst im Keller versteckte Mädchen mit im Haus leben und wird als Tochter der Songolis vorgestellt. Von nun an hat sie Anspruch auf anständige Bekleidung und gemeinsame Mahlzeiten mit der Familie. Als zurückgeblieben und unterentwickelt wird Muna bei den Polizisten und Nachbarn beschrieben, doch wenn das mal nicht die größte Täuschung überhaupt ist.
Da das Leben des Mädchens ohne Gefühle und Zuneigung verläuft, kann sie diese auch nicht empfinden und wo ich zu Beginn noch Mitgefühl habe, kann ich ihre späteren Handlungen durchaus nachvollziehen und verstehen. Das schicksalhafte Blatt der Familie wendet sich immer mehr und was zu Beginn noch sehr realistisch auf mich wirkte, bekommt immer mehr unglaubwürdigere und konstruierte Züge. Ich hatte das Gefühl, dass jedes der Familienmitglieder seine gerechte Bestrafung erhält, jedoch wird das gesamte Ausmaß des Rachefeldzugs von Muna bis zum Äußersten getrieben.
Ebenfalls muss ich feststellen, dass es extrem beängstigend ist, wie sich ein gefühlloses Leben ohne Liebe und soziale Zuneigung, nur erfüllt von Hass, Qualen und seelischen Schmerzen auf einen Menschen auswirkt.
Das Buch lässt mich doch etwas verstört und mit einem offenen Ende zurück, was dem Leser noch viel Raum für eigene Gedanken lässt.
Der Thriller besticht nicht nur durch seine psychischen Aspekte, sondern auch durch wirklich schlimme Folterungen und Qualen.
Die Autorin hat ein Talent, ohne viele Worte, diese Szenarien sehr lebhaft wirken zu lassen, sodass ich wirklich an einigen Stellen schlucken musste vor Entsetzen.
Abschließend hat das Buch einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen und ich würde es in jedem Fall weiter empfehlen.


Bewertung: 4 Sterne

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen