Montag, 12. September 2016

Rezension zu Cecilia Vinesse „ 7 Nächte in Tokio“

https://www.dtv.de/buch/sieben-naechte-in-tokio-43034/


Hardcover EUR 12,99 € [DE]
304 Seiten, empfohlen ab 14 Jh., Erschienen am: 26. August 2016

Inhaltsangabe vom Verlag:


Dies ist die Geschichte von Sophia und Jamie und der einen Woche, in der die Zeit stehen zu bleiben schien...Eine Woche noch bleibt Sophia in Tokio, der Stadt, in der sie seit vier Jahren lebte. Dann muss sie zurück in die USA ziehen und all das aufgeben, was ihr wichtig ist: das pulsierende Tokio mit seiner Mischung aus Fremdheit und Vertrautheit, vor allem aber ihre besten Freunde Mika und David. Da kommt Jamie Foster-Collins nach längerer Abwesenheit zurück in die Stadt: Jamie, Sophias heimliche erste Liebe, der ihr damals das Herz gebrochen hat. Auf nichts hat Sophia weniger Lust als darauf, sich den Abschied von Tokio durch Jamies Rückkehr zusätzlich verkomplizieren zu lassen. Doch genau das geschieht: Jamie ist wieder da, und natürlich wirbelt er Sophias ohnehin schon strapaziertes Gefühlsleben noch zusätzlich durcheinander.


Meinung:


Ein Buch für jüngere Teenager, durchaus geeignet für diejenigen, die sich mit kompliziertem Gefühlschaos gut auskennen.


Sophia, unsere Protagonistin wird in dieser Geschichte als eine sehr vernünftige, aber etwas naive junge Frau dargestellt, die sich statt ihrer eigentlichen 17 Jahre oft jünger verhält. Ganz im Gegenzug ihre beste Freundin Mika, die sehr selbstbewusst und auffällig gekleidet durchs Leben geht, scheinen die beiden vom Wesen unterschiedlicher nicht sein zu können. Zusammen mit Kumpel David, der die Rolle des attraktiven Frauenhelds übernehmen soll, wollen sie die letzte Woche mit Sophia in Tokio so angenehm wie möglich gestalten und viel Zeit miteinander verbringen.

Als Leser hab ich hier schon erwartet, dass ich viel über die Kultur und Sitten der Japaner gezeigt und erklärt bekomme, was sich allerdings als nebensächlich erwies. Hin und wieder wurden japanische Wörter( Kanji, bekannte Anime Figuren, Karaoke) und Sehenswürdigkeiten (Tokio Tower) eingestreut, aber oft ohne ausreichenden Hintergrund, sodass man den Eindruck bekommt, die Autorin hat diese Infos selbst nur aus dem Internet recherchiert. Vielleicht ist auch hier der Lesende gefragt und soll motiviert werden, selbst noch das nötige Hintergrundwissen herauszufinden, das lasse ich mal ohne Bewertung so im Raum stehen.

Des weiteren muss ich gestehen, dass keiner der Hauptfiguren mir sehr sympathisch war, ebenfalls gilt das für Alison, die Schwester von Sophia, die einen sehr verschlossen und unglücklichen Eindruck macht, denn mehr erfahren wir erst mal nicht über sie.
Ein unreifes Gefühlswirrwarr nimmt seinen Lauf, als Jamie nach drei Jahren vom Internat zurück kommt und Sophia, die übrigens von ihren Freunden nur Sofa ( *kopfschüttel) genannt wird, möglichst wenig mit ihm zu tun haben möchte.
Die Gründe dafür konnte ich allerdings nicht so ganz nachvollziehen, zumal so viel Zeit verstrichen ist und man das Gefühl vermittelt bekommt, man hat es mit Grundschülern zu tun. Die gesamten Problematiken, mit denen es die Freunde zu tun haben, wovon wir noch so einige hingeworfen bekommen, fehlten mir allerdings viele Entwicklungsstränge und es mangelte an Tiefgründigkeit, was es mir erschwerte, die Dinge nachzuvollziehen oder verstehen zu können.
Vielleicht sollte hier der Leser selbst seine Phantasie spielen lassen, bei mir hat das allerdings nicht positiv zur Bewertung dieses Buches beigetragen.
Was ich sehr schön fand, war der Countdown über den jeweiligen Kapiteln, welcher die Zeit rückwärts zählt, bis zu Sophias Abreise und die Geschichte, die dahinter steckt.
Neben dem Handlungsstrang der Gefühlswelten eines Teenagers, haben wir auch noch die Situation mit den getrennt lebenden Eltern und Sophias Vater, welcher in Paris bereits eine neue Familie gründete, zu der sie sich auch sehr hingezogen fühlt. Die Frage wird also auch in den Raum geworfen, ob sie wirklich mit ihrer Mutter und Schwester in die USA geht oder nicht doch besser nach Frankreich zieht.

Der Schreibstil war einfach gehalten und die Sprache der Charaktere war passend gewählt, allerdings nahm das Buch erst im letzten Drittel so richtig an Fahrt auf, wobei ich trotz allem keine richtige Verbindung zu den Figuren aufbauen konnte.
Insgesamt hat es mir an vielen Stellen zu oberflächlich und konstruiert gewirkt, manche Szenen haben mich schlichtweg nur unterhalten, jedoch konnte ich keine wirkliche Message aus diesem Buch für mich mitnehmen. An der Stelle würde
ich mich einfach als nicht zielgerichtete Altersgruppe einstufen, weshalb sich das auch in der Bewertung wider spiegelt.


Bewertung: 3 Sterne

Sonntag, 7. August 2016

Rezension zu Kass Morgan- die 100: Heimkehr


Erschienen: 09.05.2016 – Taschenbuch €12,99 S.315





Inhalt vom Klappentext:


100 Jugendliche wurden aus dem Weltraum entsandt, um die Erde neu zu besiedeln. Womit sie nicht gerechnet hatten: Auf dem blauen Planeten gibt es immer noch Menschen - Menschen, die die Neuankömmlinge um jeden Preis vertreiben wollen. Nun spitzt sich die Situation noch einmal dramatisch zu: Auf der Raumstation geht die Luft aus, und eine kampfbereite Truppe rund um den zwielichtigen Vizekanzler Rhodes landet auf der Erde. Die 100 geraten endgültig zwischen alle Fronten, von überall droht Gefahr. Und nur gemeinsam werden die Jugendlichen die Freiheit, die sie auf der Erde gefunden haben, verteidigen können.


Meinung:


Sehr begeistert und spannungsgeladen erwartete mich der finale Band der Trilogie und hat mich sehr gut unterhalten, insgesamt der stärkste Band der Reihe.

Für mich waren die Protagonisten Clarke, Bellamy, Glass und Wells die Charaktere, die am stärksten gezeichnet waren, da man auch die Geschichte durch ihre Sicht abwechselnd erzählt bekam. In dem letzten Band machen sie eine unglaubliche Weiterentwicklung und müssen auch hier wieder schwierige Herausforderungen meistern. Einige Szenen hätte durchaus auch ein bisschen mehr Raum einnehmen und detaillierter beschrieben werden können, aber unter dem Aspekt, dass ich ein Jugendroman lese, bewerte ich das mal nicht als negativ.
Die Rücksprünge in die Vergangenheit, welche der Leser hier immer wieder erfährt fand ich für die Geschichte nicht wirklich hilfreich und hätte ich für meinen Geschmack nicht unbedingt gebraucht.
Sehr reif und schön vermittelt die Autorin die Liebesbeziehungen der Hauptcharaktere, ohne dabei zu kitschig zu werden. Die handlungsgeladenen Szenen sind auch sehr überzeugend und spannend erzählt, sodass man mitgefiebert und gebangt hat als Leser.
Als positiven Aspekt kann ich weiterhin das Aufgreifen der Thematik von Freundschaft, Zusammenhalt und moralisch richtigem Verhalten als super umgesetzt bewerten. Vor allem für die jüngeren Leser kann ich mir durchaus vorstellen, dass hier trotz der brutalen Szenerien jeder etwas für sich mitnehmen kann, auch als Erwachsener natürlich.
Das Ende ist gut auserzählt und hat mich mit keinen offenen Fragen zurück gelassen, dennoch war für mich der Schluss etwas vorhersehbar und somit ein solides, aber kein herausragendes Jugendbuch.

Fatalerweise verglich ich während des Lesens doch oft die Charaktere und Handlungen mit der TV-Serie, was sich als recht unglücklich erwies und ich somit unnötigerweise falsche Erwartungen an das Buch hatte und vielleicht auch dadurch die Spannung nicht mehr ganz so groß war.
Abschließend kann ich sagen, dass ich das Buch bzw. die Trilogie durchaus weiter empfehlen würde und es mich gut unterhalten konnte. Aber als Tipp sei gesagt, seht euch die Serie hinterher an oder stellt euch direkt auf eine komplett anderen Handlungsstrang ein. Viel Spaß beim Lesen


Bewertung: 3,5 Sterne  

Rezension zu Teresa Simon „Die Holunder Schwestern“



9,99 Taschenbuch - Erschienen: 13.06.2016



Inhalt vom Klappentext:


Zwei ungleiche Schwestern. Eine tragische Epoche. Eine Liebe, die nicht sein darf.

München. Die talentierte Restauratorin Katharina Raith hat sich gerade einen Traum erfüllt und ihre eigene Werkstatt eröffnet. Da steht eines Tages Alex Bluebird aus London vor ihrer Tür und übergibt ihr die Tagebücher ihrer Urgroßmutter Fanny. Sie reichen zurück bis ins Jahr 1918, als Fanny nach München kam und sich in den vornehmen Kreisen einen Namen als Köchin machte. Ihre sensible Zwillingsschwester Fritzi ließ sie in der Provinz zurück. Doch eines Tages stand Fritzi vor Fannys Tür- und setzte eine fatale Kette von Ereignissen in Gang…


Meinung:



Diese dramatische Familiengeschichte wird in zwei Zeitsträngen erzählt und besteht zum großen Teil aus Briefen aus der Vergangenheit.
In der Gegenwart lernen wir Katharina Raith kennen , die mit ihrer besten Freundin Isi zusammen eine Werkstatt betreibt, die Möbel restaurieren und sich somit ihren Traum zum Beruf gemacht hat, ganz zum Leidwesen ihrer ehrgeizigen Mutter. Das Verhältnis zu ihr ist immer schon von einer gewissen Spannung geladen, da die Mutter sich ihre Tochter immer als erfolgreiche Akademikerin vorgestellt hat und das so gar nicht in Katharinas Welt zu passen scheint.
Eines Tages wird sie von einem Unbekannten Mann aus London namens Alex in ihrer Werkstatt überrumpelt, der ihr Tagebücher von Urgroßmutter Fanny bringt. Diese lebte zu einer schwierigen Zeit um 1918 in München, wo sie versuchte das triste Dorfleben und das beengte Verhältnis zu ihrer Zwillingsschwester Fritzi zu umgehen. Wie die Tagebücher nach London gelangten und warum ihre Familie so beharrlich schweigt über die Vergangenheit macht Katharina wahnsinnig und neugierig zu gleich und die verbringt jede freie Minute mit dem Lesen der fesselnden Aufzeichnungen und stößt dabei auf prekäre Informationen.

Die Geschichte wird aus der Perspektive der dritten Person erzählt und wir erfahren abwechselnd etwas über die Familiengeschichte der Raiths in der Gegenwart und dann während Katharina in die Aufzeichnungen eintaucht, die aus der Vergangenheit, was dem Roman einen interessanten Aspekt verleiht.
Katharina war für mich eine sehr glaubwürdige und angenehme Protagonistin, welche mir dadurch sympathisch war, jedoch zog mich der Erzählstrang aus der Vergangenheit doch mehr in seinen Bann aufgrund der interessanten Zeitepoche.
Die beiden Zwillingsschwestern Fanny und Fritzi haben eine sehr dramatische und belebte Beziehung zueinander, welche die Autorin unglaublich gut vermitteln konnte. Auch sonst war das Leben der beiden scheinbar alles andere als leicht und sie haben viel schlimmes erlebt und durchmachen müssen, was mir auch an einigen Stellen sehr unter die Haut ging. Abgesehen von der politisch unruhigen Zeit, zu welcher die Handlung spielt, hat mich auch sehr die Beziehung zu den jüdischen Arbeitgebern von Fanny und dessen berühmten Freunden interessiert. Eingeholt von einem Schicksalsschlag nach dem nächsten, versuchen die Geschwister dennoch irgendwie ein glückliches Leben zu führen, doch ob ihnen das gelingen konnte, müsst ihr selbst herausfinden.
In der Gegenwart umrankte die Handlung auch eine kleine Liebesgeschichte, in welcher Katharina zwei Männerherzen für sich einnimmt, was ich für mich persönlich nicht gebraucht hätte, aber es hat der Geschichte auch keinen Abbruch getan.
Als in der Hälfte auch noch ein altes Gemälde eines berühmten Künstlers in Katharinas Hände fällt, dass mit einer Widmung an ihre Urgroßmutter Fanny unterzeichnet ist, nimmt die Geschichte auch nochmal an Fahrt auf. Ebenfalls hat mir gut gefallen, dass die Autorin immer wieder das Motiv des Holunders mit in die Geschichte eingeflochten hat und sich dies durch das gesamte Buch zog, welches auch sinnvoll im Cover und Titel widerspiegelt.
Des weiteren bin ich sehr zufrieden mit der Auflösung der Geschichte, auch wenn diese mit viel Dramatik und schlimmen Ereignissen in Verbindung steht, da Katharina ihren Segen mit der eigenen angespannten Situation finden konnte und auch der Vater sehr schön mit eingebunden ist in die Aufklärung des Familiengeheimnisses.

Als letzten positiven Aspekt ist die schöne Aufmachung des Buches zu nennen, da wir auf der ersten Seite ein wundervolles kurzes Gedicht finden und anschließend der Prolog mit einem Brief eröffnet, den wir später in der Geschichte auch wieder zu lesen bekommen und dann auch den Verfasser und den Grund dazu erfahren. Auf den letzten Seiten sind typisch bayrische Rezepte zu finden, die von der Oma der Autorin stammen, uns aber als Fannys Rezepte in der Geschichte schon bekannt sind.
Insgesamt eine sehr schöne Geschichte und eine absolute Leseempfehlung.


Bewertung: 4 Sterne  

Donnerstag, 4. August 2016

Rezension Alyson Richman – Der italienische Garten




9,99 Taschenbuch - Erschienen: 08.02.2016 



Inhalt vom Klappentext:


Liebe und Hoffnung in einer Zeit, die kein Morgen kennt

Portofino 1943. Mitten im Krieg geht eine junge Frau von Bord eines Schiffes. Die Deutschen halten den malerischen Küstenort besetzt und lassen Elodie nicht mit ihren gefälschten Papieren passieren. Doch in letzter Sekunde gibt ein fremder Mann sie als seine Cousine aus und rettet sie. In seinem Haus auf den Klippen gewährt ihr Angelo Zuflucht. Aber Elodie kann niemandem trauen, denn ihr Geheimnis würde nicht nur sie das Leben kosten …




Meinung:



Die Protagonistin Elodie, die am liebsten von den Klängen ihres Cellos und ihrer Familie umgeben ist, war eine sehr überzeugende und glaubhafte Figur in dem Roman. Der Leser findet sich in Italien zur Zeit des zweiten Weltkriegs wieder und wir erleben die junge, schüchterne Elodie als sehr braves und äußerst talentiertes Mädchen.
Bis zu dem Moment, als auch ihr Vater Opfer einer faschistischen Gewalttat wird und Elodie nicht mehr länger nur zusehen will, wie ihr Land den Bach runter geht.
Daraufhin schließt sie sich einer Widerstandsbewegung an, bei der ihre beste Freundin Lena ebenfalls schon Mitglied ist.
Diese treffen sich regelmäßig in einem Buchladen, um dort ihre waghalsigen Aktionen zu planen, wovon auch Elodie bald ein wichtige Aufgabe übernehmen wird.
Riskante Manöver werden von Lena und Elodie ausgeführt und es waren oft Momente, in denen ich während des Lesens eine Gänsehaut bekam, so authentisch waren Handlungsort und Figuren dargestellt.

Das Buch wird aus zwei Perspektiven und teilweise zu unterschiedlichen Zeitpunkten erzählt, denn wir erfahren nicht nur Elodies Geschichte, sondern auch die des Arztes Angelo, der Mann, der ihr Zuflucht gewährt.
Ein ebenfalls sehr sympathischer Charakter, von dem wir nach und nach seine Lebensgeschichte erfahren und somit auch den Grund, warum er einem fremden Mädchen Unterschlupf gewährt.
Eine wunderbare, sehr berührend erzählte Geschichte, die sehr viel Emotionen beim Leser auslöst, da einfach so viele verschiedene Gefühle wie Freude, Trauer, Wut, Mitleid und Angst realistisch vermittelt werden.
Dieser Roman hat mir die ein oder andere Träne abverlangt, da ich stets mit Elodie mitgebangt habe und jede ihrer Handlungen nachvollziehen konnte, auch wenn ich wahrscheinlich nicht immer gleich gehandelt hätte.

Dennoch gelang es der Autorin mich komplett in den Bann zu ziehen und mit dieser Geschichte zu fesseln, ebenso historische neue Erkenntnisse dazu zu gewinnen.
Man hat das Leid und die Situation der Bürger dieser Zeit so deutlich spüren können, wie es meist nur in Filmen machbar ist und das hat mich besonders fasziniert.
Das Cover und der Titel des Buches geben dem Leser allerdings eine völlig falsche Illusion und Vorstellung, was sich hinter diesem Buch verbirgt und das finde ich etwas unglücklich gelöst, da so viel mehr dahinter steckt, als es auf den ersten Blick scheint.



Bewertung: 4,5 Sterne

Dienstag, 26. Juli 2016

Rezension Charlie Lovett – Jane Austens Geheimnis




9,99 - Taschenbuch - Erschienen: 18.07.2016
S.412



Inhalt vom Klappentext:



Sophie Collingwood liebt Bücher, vor allem die von Jane Austen. Ihrer Leidenschaft kann sie auch beruflich nachgehen: als Angestellte in einem Londoner Antiquariat. Dort versucht sie für ihre Kunden noch die obskursten Werke aufzutreiben – wie beispielsweise „Ein kleines Buch allegorischer Geschichten". Für diese Sammlung erbaulicher Erzählungen aus dem Jahr 1796 gibt es gleich zwei Interessenten. Was Sophie nicht ahnt: Das schmale Bändchen birgt den Schlüssel zu einem Geheimnis um Jane Austens Meisterwerk “Stolz und Vorurteil”. Und plötzlich wird aus der Suche nach einem vergessenen Buch ein höchst gefährliches Abenteuer … Ein bezaubernder Roman um alte Bücher, junge Liebe und den Charme von Jane Austen!



Meinung:


Das Buch ist in zwei Handlungsstränge gegliedert, welches zum einen in der Vergangenheit in Hampshire im 18. Jahrhundert spielt und zum anderen in Oxfordshire in der Gegenwart.

In der Gegenwart lernen wir Sophie kennen, die in einem gut betuchten Hause aufwächst und Bücher über alles liebt. Jedoch verstirbt urplötzlich ihr liebster Onkel, der Mensch, der ihr die Bücher zu lieben lehrte und angeblich soll es ein Unfall gewesen sein, was Sophie von Anfang an komisch vorkommt. Um ihre Trauer zu überwinden, zieht sie nach London in seine alte Wohnung und beginnt in einer Bibliothek zu arbeiten. Dort bekommt sie den Auftrag nach einem alten Buch zu suchen, welches einst vom einem Geistlichen im 18. Jahrhundert verfasst wurde. Was Sophie noch nicht weiß, es scheinen mehrere Personen hinter diesem Buch her zu sein und als sie auch Drohanrufe erhält, beginnt das Ganze eine dramatische Wendung zu bekommen.

Sophie ist mir eine total sympathische Protagonistin und ich mochte ihre Art und Weise, wie sie über Bücher denkt und damit umgeht. Zudem gefiel mir sehr, dass uns der Autor durch ihren Onkel Bertram viele Geschichten von früher erzählen ließ, wodurch die Bücherliebe dem Leser erklärt wird und dadurch nachvollziehbar ist. 
 Eine angenehme Atmosphäre hat der Autor uns geboten, indem wir Onkel Bertram und die kleine Sophie vor dem Kamin sitzend mit Büchern zur Hand begleiten durften. Sehr niveauvoll sind die geführten Dialoge, welche die beiden miteinander führen.
Die Geschichte konnte mich von Anfang an abholen und begeistern, sodass ich stetig gefesselt war und das Buch kaum zur Seite legen mochte. Ein weiterer positiver Aspekt ist der gegenwärtige Briefwechsel von Sophie und einem Bekannten und das in unserem digitalisierten Zeitalter.
Ab der Hälfte des Buches bekommt die Geschichte eine Wendung, die die Spannung stark steigen lässt und man sich leicht in einen Krimi katapultiert fühlt. 
Das Rätsel um ein verschollenes, altes Buch und der ominöse Anrufer, welcher Sophie bedroht war sehr klug eingefädelt und verleiht der Geschichte einen gewissen Kick. Der Schluss und wie der Autor das Ganze auflöst, hat mir wiederum nicht sehr zugesagt und hatte einen etwas oberflächliche und vorhersehbare Art.

In der Vergangenheit lernen wir die junge Jane Austen kennen und den Beginn ihrer Schriftstellerei, wobei sie vom Reverend Mansfield unterstützt wird. Die beiden scheinen gedanklich auf einer Ebene zu sein und beflügeln sich gegenseitig mit ihren Unterhaltungen zu literarischen Werken. 
Bald schon wollen sie an einem gemeinsamen Projekt arbeiten und ihr geschriebenes Wort als gedrucktes Buch herausbringen. 
Der Schreibstil hat mir unglaublich gut gefallen, da er etwas poetisches hatte und auch immer wieder Briefwechsel in die Geschichte mit eingeflochten sind, was dem ganzen einen gewissen Charme verlieh.

Durch diese Geschichte konnte mir der Autor Jane Austen als Schriftstellerin nahe bringen und die Liebe zu Büchern hat er grandios erzeugt durch die Dialoge zwischen den Charakteren. Diese waren mit sehr viel Witz, Charme und Intellekt gestaltet, was mir sehr imponierte.
Eine sehr rührende Lektüre, die mehr Tiefgang und Anspruch bot, als ich zu Beginn vermutete und somit eine absolute Leseempfehlung für alle Jane Austen Liebhaber, sowohl auch für alle Bibliophilen.

Bewertung: 4 Sterne  

Samstag, 23. Juli 2016

Rezension: Alexandra Potter Love from Paris - Die Stadt der Liebe verzaubert Herzen...




9,99 - Taschenbuch, Broschur
Erschienen: 18.07.201
6    S. 473



Inhalt vom Klappentext:



Gerade noch im siebten Himmel schwebend fällt die Schriftstellerin Ruby Miller aus allen Wolken, als ihr Freund Jack sie völlig überraschend am Londoner Flughafen sitzen lässt. Doch statt Trübsal zu blasen, trocknet Ruby ihre Tränen und besteigt den erstbesten Zug Richtung Paris. Schließlich wusste schon Audrey Hepburn, dass die Metropole an der Seine immer eine gute Idee ist. Rubys Plan: eine alte Freundin besuchen, allen Herzschmerz vergessen und dem Thema Romantik völlig abschwören – doch die Stadt der Liebe trägt ihren Namen nicht ohne Grund ...


Meinung:



Lasst euch nicht vom Cover und Klappentext blenden, hier steckt mehr Niveau und Tiefe drin, als es zunächst vermuten lässt.

Mich hat dieses Buch absolut entgegen meiner Erwartungen überrascht und begeistert, eine wunderbare Sommerlektüre, die ansprechend ist und auch noch einen kleinen Bildungsauftrag leistet.

Schon auf den ersten Seiten konnte mich die Protagonistin Ruby überzeugen und man kann sich als Leserin absolut mit ihr identifizieren. Sie hat eine authentische Art und verhält sich in vielerlei Situationen so, wie ich es auch gemacht hätte, was mir Ruby sehr sympathisch erscheinen ließ.

Der Haupthandlungsort spielt in Paris, mit all seinen typischen Sehenswürdigkeiten, welche uns die Autorin sehr lebhaft schildert und einem wirklich das Gefühl gibt, selbst mit dabei zu sein. Ich habe viel Neues dazu gelernt über die Stadt und ihre Geschichte, was für mich auch sehr interessant war.

Rubys Freundin Harriet ist ebenfalls ein sehr lebhafter Charakter gewesen, die als Auktionärin tätig ist und bei einem spontanen Termin ihre Freundin als Assistentin mit nimmt.
Die beiden Frauen haben den Auftrag, eine seit 70 Jahren verlassene Wohnung zu besichtigen, welche viele Antiquitäten beherbergen soll. Als Ruby im Schlafzimmer herumstöbert findet sie alte Liebesbriefe, welche an die verstorbene Eigentümerin Emanuelle adressiert sind. Doch um diese Liebesgeschichte rankt ein Geheimnis, welches Ruby zu lüften versucht.
Dabei werden wir in die Zeit der 30er Jahre zurückversetzt, kurz vor dem Kriegsausbruch, wobei wir die Konsequenzen und Schicksale der Betroffenen geschildert bekommen, vor allem die des unbekannten Liebespaares.
Nachdem Harriet sich den Knöchel verstaucht, was ihre berufliche Reise nach Südfrankreich nicht möglich macht, bittet sie Ruby dies für sie zu übernehmen. Als sich diese auf den Weg macht, unverhoffter Weise mit dem gutaussehenden Anwalt Xavier im Schlepptau, die Auflistung der Antiquitäten den Erben zu übermitteln, lernt sie den Ort kennen, indem Emanuelle gelebt hat und soll erfahren, welch schweres Schicksal die junge Frau erleiden musste und was es mit dieser geheimnisvollen Wohnung in Paris auf sich hat.
Durch die abgedruckten, sehr romantisch und gefühlvoll verfassten Liebesbriefe, an denen wir teilhaben dürfen, schafft es die Autorin sehr poetisch das Mysterium Liebe aufzugreifen und dem Leser sehr malerisch, aber nicht kitschtig zu vermitteln.
Auch Rubys und Harriets Liebesleben kommt in dem Buch jedoch nicht zu kurz und wir erleben zwei junge Frauen, die auf der Suche nach ihrem Glück sind.

Ob es Ruby gelingt, das geheime Rätsel um das Liebespaar und die Pariser Wohnung zu lösen, und ob sie auch ihr eigenes Happy End findet, müsst ihr natürlich selbst herausfinden.
Ich kann dieses wunderbare Buch auf jeden Fall guten Gewissens weiter empfehlen und musste feststellen, das ich nicht mit einer solch rührenden und tief bewegen Geschichte dahinter gerechnet habe.


Bewertung: 4 Sterne

Sonntag, 17. Juli 2016

Rezension Francesca Haig – Das Feuerzeichen Band 2: Rebellion



16,99 - Gebundenes Buch mit Schutzumschlag
Erschienen: 09.05.2016

Seiten: 480



Inhalt vom Verlag:



Gerechtigkeit hat ihren Preis – bist du bereit, ihn zu bezahlen?

In der düsteren Welt der Zukunft herrscht eine Zweiklassengesellschaft: Die perfekten Alphas regieren und genießen alle Privililegien, die Omegas – ihre vermeintlich weniger perfekten Zwillinge – werden tagtäglich unterdrückt und gedemütigt. Nachdem die Insel der Omegas zerstört wurde, ist Cass, zusammen mit ihren Freunden Piper und Zoe, auf der Flucht. Irgendwo jenseits des Ozeans, so hoffen sie, gibt es ein Land, in dem das Omega-Brandzeichen auf ihrer Stirn keine Rolle mehr spielt. Doch dazu müssen sie erst einmal an die Küste gelangen, und Cass' ruchloser Zwillingsbruder Zach ist ihnen dicht auf den Fersen …





Meinung:


Eine äußerst gelungene Fortsetzung des ersten Bands aus der Feuerzeichen- Trilogie.
Entgegen vieler anderer Meinungen hat mich dieser zweite Band unheimlich gefesselt und begeistern können, für mich sogar noch besser konstruiert, als der Auftakt dieser Reihe.

Durch den Prolog habe ich unheimlich schnell wieder in die Geschichte hineingefunden und war als Einstieg sehr gut gemacht. Die Protagonistin Cass, aus derer Perspektive die Story erzählt wird, entwickelt sich für mich in diesem Buch positiv weiter. Obwohl sie mich an einigen Stellen oft nervt mit ihrer übertriebenen Selbstlosigkeit, indem sie ihre -IchwillmichfürdieganzeWeltaufopfern -Einstellung und ichladealleSchuldalleinaufmich-Haltung eine sehr grenzwertige Darstellung für mich hatte, konnte sie mich zum Schluss trotz allem mit ihrem Charakter überzeugen und die Sympathie aufrecht erhalten.
Piper und Zoe blieben für mich zunächst ein undurchschaubares Rätsel, etwas geheimnisvolles umgab die beiden Geschwister, die mit Stärke und Anmut jeder Zeit bereit waren ihre Mitstreiterin Cass zu beschützen.
Zoe, die fortwährend schnippisch und betont gefühlskalt Cass gegenübertrat, scheint eine Last mit sich zu tragen, über die sie lange nicht bereit ist zu sprechen.Solange, bis sich Cass in einer Situation verplappert, worauf hin die Bindung fast zu zerbrechen droht. Auch Piper gefiel mir als sehr zuverlässiger und tapferer Freund an Cass Seite, den Widerstand der Omegas wieder aufzubauen und somit ihre Rechte und Freiheit zu erkämpfen.

Der Schreibstil hat mir unglaublich gut gefallen und trotz, das nur zwei wirklich sehr aktionreiche Szenen mit gewaltiger Handlung aufkamen, war ich dennoch sehr gefesselt und in der Geschichte drin. Sehr emotional ergreifend waren die Kampfszenen in dem Befreiungskrieg um die besetzte Stadt New Hobart und die schrecklichen Ereignisse, die der Rat verschuldet hat.
Als sich der Widerstand dann auch noch mit dem Feind zu verbünden scheint, bekommt die Story nochmal eine ganz andere Stimmung verliehen, die mir gut gefiel. Durchweg fiebert ich mit den Protagonisten auf der Suche nach einem sicheren
Ort und auf der Reise zur sagenumwobenen Arche mit.
Durch Cass Visionen stoßen sie zum Schluss noch auf ein Ziel, an das niemand mehr glaubte und dennoch geht die Geschichte um den Kampf zwischen den Alphas und Omegas weiter. Wird es den Omegas gelingen den Rat zu stürzen und ihr grausames Vorhaben zu verhindern?



Ich war durchgehend positiv überrascht und hätte nicht mit so viel Spannung und Entwicklung in dem zweiten Band gerechnet, absolut empfehlenswert und ich fiebere dem letzten Band entgegen.


Bewertung: 4,5 Sterne



Rezension Emma Sternberg - Fünf am Meer



9,99 - Taschenbuch, Klappenbroschur
Erschienen: 09.05.2016

Seiten: 460


Inhalt vom Verlag:


Live. Love. Beach.
Es zieht Linn den Boden unter den Füßen weg, als sie ihren Verlobten in flagranti erwischt. Aber dann erfährt sie, dass sie geerbt hat – und findet sich in einem Haus in den Hamptons wieder, direkt am Meer. Die Bewohner, fünf lebenslustige Senioren, wachsen Linn bald ans Herz, genauso wie die gemeinsamen Granatapfel-Manhattans und die Storys über ihre glamouröse Tante Dorothy. Doch dann taucht dieser attraktive Journalist auf, der noch ein bisschen mehr zu wissen scheint ...


Meinung:


Eine Sommerlektüre, in der es um eine verstorbene Urgroßtante und ein Geheimnis um ein altes Porträt geht, was für großes Aufsehen sorgt.

Linn war eine sehr angenehme Protagonistin in dieser Geschichte, die einen schwierigen Start überwinden und schnell kluge Entscheidungen treffen muss, nachdem sie sich von Ihrem Freund trennt, in dessen Wohnung sie lebt und von einem Erbe erfährt, das in New York auf sie wartet.

Eine Urgroßtante namens Dotty, von der sie bislang nichts wusste, betrieb eine Pension „Sea Whisper Inn“ in den Hamptons und dort stößt sie auch immer noch auf Bewohner, obwohl dieses Haus eigentlich leer stehen müsste.
Doch wieder erwarten findet sie dort fünf sehr interessante Senioren vor, die immer noch in einer Art WG zusammen leben. Jeder ist auf seine eigene Art und Weise sehr speziell, dennoch äußerst liebenswert mit einer ganz besonderen Lebensgeschichte ausgestattet.
Nach anfänglicher Skepsis schließen sie schnell Freundschaft und Linn muss entscheiden, was sie mit diesem Haus anfängt, denn finanziell kann sie es sich nicht leisten, diese Pension zu behalten.
Wenn sie auf den gerissenen Mr. Cunningham hört, der ihr Erbe verwaltet, soll sie es schleunigst verkaufen für eine schöne Summe, dann müssten die Senioren allerdings das Haus verlassen.
Sie steht im Zwiespalt mit ihren Gefühlen und zudem taucht auch noch ein charmanter Journalist auf, der auf der Suche nach einem Porträt eines berühmten Malers ist: die Person auf dem Bild ist ihre Tante Dotty.
Macht er Linn schöne Augen, weil er an ihr oder an einer guten Story interessiert ist?
Durch ihn erfährt sie mehr um die Person ihrer Tante und wird selbst auch neugierig, möchte wissen, was für ein Mensch ihre Tante gewesen ist. Da diese früher in einem angesagten Hotel die Bardame gegeben hat, kam sie in Kontakt mit vielen Berühmtheiten und Künstlern, was sie zu einer interessanten Frau machte.
Auch die Seniorinnen Ornella und Patty erzählen einige Geschichten von früher, was dem Ganzen einen gewissen Charme verleiht und man als Leser ebenfalls unbedingt näheres über Tante Dotty und dieses geheimnisvolle Porträt erfahren möchte.

Meiner Meinung nach überwindet Linn ziemlich schnell die Trennung zu Ihrem Ex-Freund und scheint auch schnell offen für neue Bekanntschaften.
Der Schreibstil hat mir insgesamt gut gefallen, war aber auch nichts herausragendes. 
Die Landschaften werden sehr schön beschrieben und man fühlt sich wie in einem Rosamunde Pilcher Film versetzt. Dennoch war das einzige Highlight für mich an der Geschichte das Geheimnis um das Porträt und die speziellen Charaktere der Senioren, die der Geschichte eine gewisse Würze verliehen. 
Ansonsten plätscherte die Story so vor sich hin und konnte mich nicht allzu sehr in seinen Bann ziehen, aber wenn man nur eine seichte Sommerlektüre für zwischendurch lesen möchte sicher
genau das Richtige. 
Durch das Cover hatte ich mir wohl eine etwas andere Geschichte vorgestellt und somit falsche Erwartungen an den Tag gelegt, was sich durchaus in der Bewertung widerspiegeln könnte, dennoch würde ich das Buch weiter empfehlen.


Bewertung: 3,5 Sterne  

Samstag, 9. Juli 2016

Rezension Kristina Ohlsson „ Papierjunge“





€ 19,99 [D] Gebundenes Buch mit SchutzumschlagErschienen: 29.02.2016

Inhalt:


In der jüdischen Salomongemeinde in Stockholm passieren plötzlich furchtbare Dinge. Zuerst wird eine Erzieherin am helllichten Tage vor der Schule erschossen und einige Tage später werden zwei Jungenleichen entdeckt. Das Ermittlerteam Alex Recht und Fredrika Bergman müssen alle Kontakte und Verbindungen spielen lassen, um diesen Fällen auf die Spur zu kommen.
Dabei treffen sie in ihren Recherchen immer wieder auf die jüdische Sagengestalt des Papierjungen. Sind diese Morde zusammenhängend oder haben diese sogar einen Antisemitischen Hintergrund?
Eine heiße Spur lockt Fredrika nach Isreal, wo sie brisante Informationen erhält, doch dann verschwindet ein weiteres Kind der Salomongemeinde. Schaffen es die beiden Ermittler rechtzeitig den Täter zu schnappen?


Meinung:



Ein wirklich guter Thriller, mit einer absolut innovativen Idee dahinter und einer sehr düsteren, passenden Atmosphäre.


Zu Beginn des Buches wird die Legende um die jüdische Gestalt des Papierjungen erzählt, dann erfahren wir wenige Seiten später, wie eine Frau nach Hause kommt und ihre Familie ermordet im Schlafzimmer vorfindet.
Diese Szene spielt eigentlich am Schluss des Buches, doch bedient sich die Autorin hier mehrerer Fragmente und flechtet diese immer wieder in das laufende Geschehen mit ein, jedoch erfahren wir nicht, um welche Familie es sich hier handelt.
Dann beginnt die eigentliche Geschichte, die immer wieder aus verschiedenen Perspektiven der diversen Charaktere erzählt wird, wobei wir hier dieselben Informationen nur aus anderer Sichtweise bekommen. Dies passiert glücklicherweise nicht zu oft, das würde sonst sehr zäh verlaufen, aber da hat die Autorin das richtige Maß angesetzt.
Wir bekommen einen sehr genauen Einblick in die privaten Verhältnisse des Ermittlerduos und das macht die Figuren natürlich sehr lebendig und glaubhaft.
Da wir stetige Beobachter der Geschehnisse sind und in groben Zügen mitbekamen, was die beiden Jungen durchleiden mussten, gewann dieses Buch unglaublich an Dramatik und Mitgefühl.
Sehr merkwürdig waren die Befragungen der beiden Familien der Opfer, da diese sich mehr in Schweigen hüllten und immer den Eindruck vermittelten, sie wüssten mehr als sie preisgaben.
Das gelungene an dem Thriller ist, wie ich finde, dass wir zunächst einen guten Überblick über die vielen Personen, welche insgesamt eine Handlungsrolle übernehmen bekommen, als stiller Beobachter überall dabei sind, zuletzt aber mehr wissen als die Polizei und die Beteiligten selbst.
Der Spannungsbogen wurde versucht aufrecht zu erhalten durch den ständigen Perspektivwechsel der Figuren, was mich allerdings mehr anstrengte als fesselte.
Gekonnt schubste die Autorin den Leser von einer Fährte auf die nächste, immer glaubte man eine etwaige Ahnung zu haben, wer dahinter steckt und wurde kurz darauf wieder enttäuscht, wenn man weiter mit Informationen gefüttert wurde.
Für mich persönlich nahm das Buch erst so richtig an Fahrt auf den letzten 250 Seiten auf, zuvor war es interessant, aber nicht allzu fesselnd, wie ich es mir erhofft hatte.


Bewertung: 4 Sterne

Montag, 4. Juli 2016

Rezension Katie Marsh – Die Liebe ist ein schlechter Verlierer

12,99 [D] - Paperback, Klappenbroschur
Erschienen: 28.03.2016 




Inhalt vom Klappentext:


Was, wenn der Moment, in dem du gehen willst, der Moment ist, in dem er dich am meisten braucht?

Hannah will Tom verlassen. Morgen sagt sie es ihm. Und dann erfüllt sie sich ihren Traum, nach Afrika zu gehen. Tom will an seiner Ehe festhalten, sei sie noch so eingefahren. Er ignoriert die Probleme, will einfach nur neben Hannah einschlafen und morgen ins Büro fahren.

Doch dazu kommt es nicht …

Hannah und Tom wissen nicht, dass morgen alles anders sein wird. Dass Hannah ihre Pläne aufgeben muss und Tom nie wieder in sein altes Leben zurückkehren kann. Auch wissen sie nicht, dass ihre Liebesgeschichte noch nicht zu Ende ist und dass manche Träume einen Umweg nehmen müssen, bevor sie in Erfüllung gehen …



Meinung:


Das Buch konnte mich von Anfang an begeistern und auch mit der Thematik punkten, da ich solch eine Geschichte noch nicht las.
Die Charaktere Hannah und Tom waren absolut authentisch gezeichnet und mitten aus dem Leben gegriffen, sodass ich ihnen auch die Dialoge und das Ganze drumherum abgekauft hab.
Selbst die Nebencharaktere konnten mit ihren individuellen, aber dennoch glaubhaftem Auftreten überzeugen, wie z.B. Toms Schwester Julie oder Hannahs beste Freundin Steph.

Die Spannung hat die Autorin aufrecht erhalten, indem sie uns immer wieder Einblicke in die Vergangenheit nehmen lässt, wobei wir erfahren, aus welchem Grund die Beziehung mehr oder weniger in die Brüche ging. Später dann auch Erinnerungen an all die schönen und glücklichen Momente aus ihrer fünf-jährigen Beziehung.

An einigen Stellen konnte ich mich absolut mit Hannah identifizieren, was ihre Handlungen und Überlegungen anging, was sie mir umso sympathischer machte. Tom empfand ich zu Beginn als sehr festgefahren und störrisch, mit dem Blick fürs Unwesentliche. Während der Geschichte entwickeln sich die beiden Hauptcharaktere allerdings in eine sehr positive Richtung, was dem ganzen Plot eine unerwartete Wendung gab und mich auch später mit einem Happy End rund um befriedigt zurück ließ.

Der Schreibstil ist nicht überaus einzigartig, aber super schön zu lesen und besticht durch die Dialoge der Charaktere, sodass man einem angenehmen Lesefluss folgt.
Eine sehr schöne, romantische, aber zeitweise ein klein bisschen kitschig gestaltete Liebesgeschichte, in denen wir einer ganz aktuellen Thematik begegnen, nämlich der Entfremdung zweier Menschen in einer Beziehung durch den beruflichen Druck und die wenige Zeit, welche man sich für die falschen Dinge nimmt. 
Um diese Erkenntnis zu gewinnen, mussten die beiden jedoch erst einmal einen fürchterlichen Schicksalsschlag erleiden, den sie aber so gut es geht meistern. Dadurch werden einem wieder die kleinen aber dennoch feinen Dinge im Alltag bewusst, vor allem wie schnell alles vorbei sein kann und wie sehr man die wenige kostbare Zeit mit seinen Liebsten auskosten sollte.
Wie sich die Beziehung zwischen den beiden entwickelt und ob Hannah ihre Träume doch noch verwirklichen kann müsst ihr natürlich selbst herausfinden.


Dieses Buch bietet viel Stoff an Emotionalität und tiefen Gefühlen, wobei der Tiefgang an einigen Stellen zu kurz kommt. Dennoch würde ich diese Lektüre als Leseempfehlung würdigen, da es viel Mitgefühl, Zuneigung, Mitleid, Trauer und Sympathie beim Leser aufkommen lässt.  


Bewertung: 4 Sterne

Samstag, 2. Juli 2016

Rezension Anne Sanders - Sommer in St.Ives

14,99€ (TB)
414 Seiten
Blanvalet Verlag
Erschienen am24.05.2016



Inhalt vom Klappentext:


Alte Liebe. Neues Glück. Und ein verrückter Sommer in Cornwall ...

Lola Lessing stehen turbulente Wochen bevor: Gemeinsam mit ihren Eltern und ihren Geschwistern reist die junge Frau nach Cornwall, um ihrer Großmutter Elvira einen letzten Wunsch zu erfüllen. Denn Elvira möchte ihre Lieben noch einmal um sich haben, und zwar in dem charmanten Fischerdorf St. Ives, wo sie den glücklichsten Sommer ihres Lebens verbrachte. Niemand ahnt, dass Elvira hier einst ihre große Liebe gefunden hatte — und dass die ganze Familie kurz davor steht, in Elviras geheimnisvolle Vergangenheit einzutauchen und den überraschendsten Sommer ihres Lebens zu verbringen …


Meinung:

Ein für diese Jahreszeit typisches Sommerbuch und ein Roman, dessen Cover schon zum Träumen und dahin schwelgen einlädt.

Mit diesem Buch erhoffte ich mir eine seichte Sommerlektüre, die Raum für Träumereien lässt und Lust auf Fernweh macht und einfach nur zum abschalten einladen sollte.

Die Geschichte ,welche hauptsächlich aus der Sicht von Tochter Lola erzählt wird, spielt vor der traumhaften Kulisse Cornwalls und lässt uns zunächst die Familie Lessing kennenlernen.
Diese sitzen im Flieger, um 6 Wochen Urlaub in St.Ives bei Großmutter Elvira zu verbringen, die gleich zu Beginn mit einer frohen Botschaft auf sie wartet. Die hat sich nämlich ein Jahr nach dem Tod ihres Mannes dazu entschieden, ihre alte Jugendliebe Sam zu heiraten. Ein ehemaliger Rockstar, der stramm auf die 80 Jahre zugeht und ein sehr sympathischer Charakter ist.
Dies löst zunächst ein Schock aus für die eben erst angereiste Familie und das Ganze droht in einer Katastrophe zu enden.
Tochter Lola lernt nach einem kleinen Sturz am Strand den jungen, charmanten Chase kennen und für sie beginnt ein heißer Sommerflirt, ob sich daraus mehr entwickelt oder es dabei bleibt müsst ihr natürlich selbst herausfinden.

Zunächst einmal ein positiver Aspekt des Buches: Während der recht Klischee behafteten Lektüre springen wir immer mal wieder in die 50er Jahre zurück, um die Kennenlern-Geschichte von Elvira und Sam zu verfolgen, was ich ganz unterhaltsam fand. Dennoch handeln und agieren hier diese doch sehr konstruierten Charaktere alle auf eine sehr durchschaubare, naive Art und Weise, die mir leider völlig missfiel. Jede Handlungsfigur wurde eine bestimmte Rolle übergestülpt und war somit wenig authentisch, die Geschichte hielt für mich somit nicht viel Spannung oder Romantik bereit. An zwei Stellen des Buches widerfuhr mir dann doch ein Schmunzler, was aber immer nur Elvira oder Sams Charakter auslöste, da diese beiden Figuren sehr coole und ungewöhnliche Großeltern darstellten. Der Rest der Familie war einfach nur nervig oder ließ überhaupt keine Empathie aufkommen. Lola war ein sympathischer Charakter, aber auch für ihre 26 Jahre, konnte ich Ihre Gedanken und ihr Handeln nur selten als reif und erwachsen bewerten. Eher kommt sie etwas naiv rüber und auf der Suche nach sich selbst, was ja an sich nichts schlechtes ist, aber auf mich einen etwas dümmlichen Eindruck machte. Der Liebesgeschichte, welche hier thematisiert ist, fehlte es mir an Tiefgang und Emotion und die Dialoge insgesamt fand ich etwas flach. Zum Schluss stellte sich das zu erwartende Happy End ein, was für meinen Geschmack etwas “Over the top“ war.

Abschließend kann ich das Buch als eine wenig niveauvolle Sommerlektüre einstufen, die mich schlichtweg nicht berühren konnte und welche ich nicht weiter empfehlen würde.


Bewertung: 2,5 Sterne 

Rezension Minette Walters - Der Keller




9,99 [D] S.220 Taschenbuch, Klappenbroschur -
 ISBN: 978-3-442-48432-4
Erschienen: 18.04.2016



Inhalt vom Klappentext:


Munas Leben ist die Hölle. Und niemand kommt ihr zu Hilfe, denn keiner weiß, dass die Familie Songolis ihr Hausmädchen behandelt wie eine Sklavin. Dabei muss sie sich nicht nur Tag für Tag bis zur Erschöpfung um das Wohl der Songolis kümmern, sondern wird auch noch jede Nacht in einen dunklen, fensterlosen Keller gesperrt. Doch dann kehrt eines Tages der jüngste Sohn der Familie aus unerklärlichen Gründen nicht mehr nach Hause zurück. Damit die ermittelnden Polizeibeamten nichts von Munas Schicksal erfahren, darf sie ihren Keller verlassen. Und diese Chance nutzt sie auch. Denn Muna ist sehr viel klüger, als alle ahnen – und ihre Pläne sind sehr viel schockierender, als irgendjemand jemals vermuten würde ...


Meinung:


Ein kurzer Thriller, der jedoch alle Elemente packend vereint, um ein gutes Buch zu werden.

Dieses Buch hat mich sofort in seinen Bann gezogen und gefesselt, durch den außergewöhnlichen Erzählstil und das Auslassen von detailreichen Beschreibungen jedweder Art. Die Autorin lässt den Erzähler nur das Nötigste berichten und kommt Schlag auf Schlag von einer grausigen Handlung zur nächsten.
Mit einer bewusst gewählten Distanz zu den Hauptcharakteren kommt wenig Empathie für Familie Songoli bei mir auf und man weiß zunächst nicht, welches das schlimmste Familienmitglied darstellt. Die kleine Muna ist ihnen völlig ausgeliefert und man hofft nur, dass sie dieser Hölle irgendwie entkommt. Von Schlägen und Vergewaltigungen, bis hin zur seelischen Folter gibt es nichts, was die Familie ihr nicht antut.
Das Verschwinden des jüngsten Sohnes, soll ihr dann eine Chance bieten sich für alles zu rächen, denn als die Polizei die Ermittlungen aufnimmt, darf das sonst im Keller versteckte Mädchen mit im Haus leben und wird als Tochter der Songolis vorgestellt. Von nun an hat sie Anspruch auf anständige Bekleidung und gemeinsame Mahlzeiten mit der Familie. Als zurückgeblieben und unterentwickelt wird Muna bei den Polizisten und Nachbarn beschrieben, doch wenn das mal nicht die größte Täuschung überhaupt ist.
Da das Leben des Mädchens ohne Gefühle und Zuneigung verläuft, kann sie diese auch nicht empfinden und wo ich zu Beginn noch Mitgefühl habe, kann ich ihre späteren Handlungen durchaus nachvollziehen und verstehen. Das schicksalhafte Blatt der Familie wendet sich immer mehr und was zu Beginn noch sehr realistisch auf mich wirkte, bekommt immer mehr unglaubwürdigere und konstruierte Züge. Ich hatte das Gefühl, dass jedes der Familienmitglieder seine gerechte Bestrafung erhält, jedoch wird das gesamte Ausmaß des Rachefeldzugs von Muna bis zum Äußersten getrieben.
Ebenfalls muss ich feststellen, dass es extrem beängstigend ist, wie sich ein gefühlloses Leben ohne Liebe und soziale Zuneigung, nur erfüllt von Hass, Qualen und seelischen Schmerzen auf einen Menschen auswirkt.
Das Buch lässt mich doch etwas verstört und mit einem offenen Ende zurück, was dem Leser noch viel Raum für eigene Gedanken lässt.
Der Thriller besticht nicht nur durch seine psychischen Aspekte, sondern auch durch wirklich schlimme Folterungen und Qualen.
Die Autorin hat ein Talent, ohne viele Worte, diese Szenarien sehr lebhaft wirken zu lassen, sodass ich wirklich an einigen Stellen schlucken musste vor Entsetzen.
Abschließend hat das Buch einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen und ich würde es in jedem Fall weiter empfehlen.


Bewertung: 4 Sterne

Sonntag, 19. Juni 2016

Rezension Ivo Pala - „H20 Das Sterben beginnt“


Taschenbuch, Broschur, 448 Seiten, 11,8 x 18,7 cm
ISBN: 978-3-442-38293-4
9,99 [D]
Verlag: Blanvalet
Erschienen: 17.06.2014


Inhalt vom Klappetext:


Wir dachten, wir hätten unendliche Reserven. Wir haben uns geirrt.

Eine bislang unbekannte Terrorgruppe verseucht ein Trinkwasserreservoir im Bayerischen Wald mit hoch radioaktivem Atommüll. Erste Opfer sterben an den Vergiftungen und die Bevölkerung gerät in Panik, denn weitere Anschläge sind bereits angekündigt, und niemand ist in der Lage, sämtliche Wasservorräte der Republik zu bewachen. Julian Berg von der Terrorabwehr und Dr. Alexander Kehlhausen vom Bundesamt für Strahlenschutz versuchen, den Ursprung des Giftmülls zu finden und so die Terroristen aufzuspüren. Da stellen diese eine aberwitzige Forderung.


Meinung:


Ein Roman spannend von der ersten bis zur letzten Seite, ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen.
Der Protagonist Julian Berg, zuständig für die Terrorabwehr Deutschlands, war mir durchweg sympathisch, aufgrund der dramatischen Ereignisse, welche man auf den ersten Seiten las. 
Mit viel Adrenalin und Nervenkitzel wurde man durch die Seiten katapultiert um einem perfekt inszenierten, wie auch real erschreckenden Terroranschlag zu verfolgen.
Die Thematik Atomenergie, Wasser – Ursprung allen Lebens, verknüpft mit Politik, Geschichte und dem zweiten Weltkrieg hat sich zu einem unglaublichen Thriller spinnen lassen, der weitere Spannung aufbauen konnte durch die Verknüpfung von politischen Intrigen und korrupten Macht-und Karrierekämpfen.

Die Charaktere, die unmittelbar mit dem Fall in Zusammenhang stehen, werden vom Autor mehr oder weniger in eine gute und schlechte Seite eingeteilt, wobei ich mir während des Lesens immer wieder unsicher war, welche Person jetzt auf der guten oder schlechten stand. 
Mit einem professionellem Team, war rasch klar, wer hinter den Terroranschlägen steckte, doch diesen zu erwischen und mit welcher Intention dahinter, blieb bis zu den letzten Seiten unklar. 
Zumal sich dann noch ein Maulwurf im eigenen Ermittlungsteam nur schwer identifizieren ließ.
Unter Einsatz seines Lebens, riskierte Julian Berg immer wieder waghalsige Unternehmungen, in verschiedenen Ländern, um den Tätern auf die Spur zu kommen und musste oft genau abwägen, wer Feind oder Verbündeter war, was ihm nicht immer gelang.

Als zuletzt auch noch ein zeitliches Ultimatum seitens des Terrorverantwortlichen gestellt wurde, geriet alles außer Kontrolle und setzte das Ermittlungsteam samt der Regierung unter erheblichen Druck, dass noch so einige ihr wahres Gesicht zu erkennen gaben.

Ohne Liebesgeplänkel oder Beziehungstächtelmächtel, was der Roman auch nicht nötig gehabt hätte, wurde zum Schluss nochmal meine emotionale Seite bedient, was dem Ganzen für mich persönlich ein gelungenes Ende verlieh.  


Bewertung: 5 Sterne

Freitag, 17. Juni 2016

Rezension - Jenny Downham „Die Ungehörigkeit des Glücks“




http://www.randomhouse.de/Buch/Die-Ungehoerigkeit-des-Gluecks/Jenny-Downham/e484736.rhd



Inhalt vom Klappentext:


Aktuell und zeitlos zugleich, zutiefst menschlich und authentisch – einfach große Frauenunterhaltung.

Das Leben der 17-jährigen Katie nimmt eine dramatische Wendung, als ein Anruf ankündigt, dass ihre Großmutter Mary bei ihr zu Hause einziehen wird. Ihre Mutter Caroline hat dem widerwillig zugestimmt, denn sie hatte seit vielen Jahren keinen Kontakt zu Mary und ist nicht gut auf sie zu sprechen. Katie muss mit der ihr fremden Großmutter das Zimmer teilen. Und sie fängt an, sich für Marys Geschichte zu interessieren. Katie will dem Familiengeheimnis auf die Spur kommen. Das ist nicht einfach, weil Mary an Alzheimer leidet. Doch Katie erkennt verblüffende Ähnlichkeiten zwischen sich und Mary: beide haben eine ungehörige Vorstellung vom Glück …



Meinung:




Der Roman, der die Familiengeschichte dreier Frauen erzählt und somit drei Generationen vereint, hat mich sehr überzeugt.
Zu Beginn finden wir eine äußerst angespannte Stimmung, aufgrund des jahrelang verweigerten Kontakts zwischen Mary und ihrer Tochter Caroline vor. Diese muss nun ihre Demenzkranke Mutter plötzlich bei sich aufnehmen, da der verstorbene Partner Jack, sie als Bezugsperson angab. Warum das Verhältnis zwischen den beiden so ungeklärt ist, finden wir mit Hilfe der Tochter Katie heraus.
Sie findet schnell einen guten Draht zu ihrer Großmutter, obwohl sie zwischendurch immer mal wieder erinnert werden muss, wo und mit wem sie derzeit zusammenlebt.

Caroline wurde von ihrem Ex-Mann verlassen und hat als alleinerziehende, berufstätige Mutter von zwei Kindern und nun auch noch ihrer eigenen Mutter einen hektischen Alltag.
Somit bürdet sie immer häufiger ihrer Tochter auf, auf Mary aufzupassen, da diese gern urplötzlich die Wohnung verlässt, um immer wieder in eine bestimmte Gegend aufzubrechen.
Da ihre eigenen Erinnerungen sie immer wieder im Stich lassen und sie oft nicht mehr weiß, wohin sie unterwegs war, beginnt Katie ein Tagebuch zu führen, mit allen Gedanken und Erinnerungen aus Gegenwart und Zukunft sowie ihren aktuellen Unternehmungen.
Sehr authentisch und gefühlvoll behandelt die Autorin das Thema Demenzerkrankung und seine Tücken im Alltag, aber auch ein tragisches Familiengeheimnis, welches die Spannung in der Geschichte aufrecht erhält.

Die wundervolle Bindung die Mary zu ihrer Enkelin aufbaut ist unglaublich mitfühlend gewesen und hat mich total emotional werden lassen.
Der Witz und Charme der von Mary ausgeht, sorgt immer wieder für eine Portion gute Laune zwischen diesem ernsten Thema und auch Katies 14-jähriger Bruder, der an einer Entwicklungsstörung leidet, sorgte mit seiner liebenswerten Naivität für so einige Schmunzler bei mir.

Katie ist mir als eine der Hauptfiguren sehr sympathisch, vor allem, da sie eine unglaubliche Stärke beweist und sich enorm weiterentwickelt auf dem Weg zu ihrem eigenen Ich. Sie stellt sich ihren größten Ängsten und spricht offen über ihre Sexualität und beweist somit großen Mut.
Da ihre Mutter viel beschäftigt ist, bürdet sie Katie viel Verantwortung auf und verlässt sich vollkommen auf ihre Tochter.
Dass diese nun ganz andere Vorstellungen vom Leben hat und von einem ganz normalen Teenager-Leben träumt kann Caroline so gar nicht verstehen.

Das Verhalten von Caroline gefiel mir zu Beginn überhaupt nicht, da sie nicht wirklich weitsichtig handelt und sehr eigene Ansichten vom Alltag und Leben hat, einen enormen Ehrgeiz an den Tag legt und diesen somit auch von allen anderen Menschen erwartet.
Die nicht vorhandene Toleranz und das fehlende Verständnis so ziemlich jedem Familienmitglied gegenüber fand ich sehr charakterschwach und macht sie mir wenig sympathisch.

Das änderte sich glücklicherweise zum Ende hin, als das große Familiengeheimnis geklärt werden konnte und eine befriedigende Lösung für alle gefunden wird, was ich zu Beginn niemals erwartet hätte.
Ein unglaublich tolles Buch, was mich sehr gut unterhalten hat, mich viel zum Nachdenken bewegen konnte und niveauvoll mit ernster Thematik umgeht.



Bewertung: 5 Sterne