Rezension
- Gernot Griksch „ Ghetto Bitch“
HC: 14,99 € - 320
Seiten
Dressler Verlag
erschienen am:
09.05.2016
Inhalt:
Nele lebt mit ihrer
Familie im schicken Hamburger Villenviertel Poppenbüttel und ist
allseits beliebt in ihrer Schule. Doch plötzlich stirbt ihr Vater
bei einem tragischen Verkehrsunfall und hinterlässt einen Berg
voller Schulden.
Ein Alptraum beginnt
für Nele als sie erfährt, dass sie, ihr Bruder und ihre Mutter
umziehen müssen und zwar in eine Hochhaussiedlung am anderen Ende
der Stadt. Dort erwartet sie ein komplett anderes Leben und nun muss
Nele versuchen, in dieser voll mit Vorurteilen behafteten Gegend zu
überleben, was alles andere als einfach für sie ist.
Ihr Bruder Timo
hingegen, der ein kompletter Außenseiter in der alten Schule war,
findet hingegen rasch Anschluss und zur Freude seiner Mutter scheint
er sehr beliebt, doch sind das wirklich wahre Freunde und steht Timo
auf der richtigen Seite?
Meinung/Fazit:
Nele ist ein kleines
verwöhntes Mädchen, dass sich noch nie Sorgen um Geld machen musste
oder Fragen stellte wie : „Wovon soll ich ein neues Outfit kaufen?“
Das ist bei Familie Brüggemann nie ein Thema gewesen, bis der Vater
nach seinem Tod einen Haufen von Schulden hinterlässt und die
Versicherung nichts zahlen will, da es unklar ist, ob sich Neles
Vater selbst das Leben genommen hat oder der Autounfall tatsächlich
so passiert ist.
Nele bringt es nicht
über sich, vor ihren reichen Freunden zuzugeben, dass ihre Familie
von jetzt an von Hartz IV in einem sozial-schwachen Bezirk leben soll
und erfindet mit Ihrer Mutter eine Lüge. Sie gaukeln allen Freunden
der Familie vor, sie würden für ein Jahr nach New York gehen um
eine kleine Auszeit zu nehmen und weil ein tolles Jobangebot auf
Henriette, Neles Mutter, wartet.
Diese Art mit dem
Schicksal umzugehen halte ich für sehr unwirklich und übertrieben,
zumal das Henriette als Mutter voll und ganz unterstützt.
Da es durchaus
möglich ist sich in Hamburg zu begegnen, trotz das man in
verschiedenen Stadtteilen wohnt, ist hier schon vorhersehbar, dass
eine Katastrophe vorprogrammiert ist.
Timo, der oft als
Mobbingopfer für die schnöseligen Poppenbütteler herhalten musste,
stellte auf der Abschiedsparty im Villenviertel einen Streich an, der
sich mehr als gewaschen hatte.
Das sich daraufhin
jemand rächen will, treibt ihm noch so einigen Ärger ein.
Sehr real wird also
hier das Thema Mobbing und seine Konsequenzen behandelt. Was es aus
einem Menschen macht und werden lässt ist erschreckend und sieht man
an der Figur Timo, der eigentlich ein sehr ehrlicher und talentierter
14-jähriger Junge ist.
Ich mochte ihn
unglaublich gern als Charakter und konnte seine Handlungen teilweise
nachvollziehen und verstehen.
Auf der neuen Schule
im Viertel Steilshoop ist Multi-Kulti angesagt und eine besonders
lockere, junggebliebene Lehrerin hat teilweise einen, wie ich finde,
sehr übertriebenen Jugendslang angewandt, der das Ganze etwas
affektiert wirken ließ.
Nach holprigen und
unbequemen Startschwierigkeiten lernt auch Nele bald ein
Dreiergespann von Mädchen kennen, mit denen sie sich früher nie
abgegeben hätte. Schnell lernt sie, sich mit der nicht ganz
korrekten grammatikalischen Aussprache und dem auffälligen
Kleidungsstil der quirligen und lautstarken Ginny anzufreunden.
Dieser Charakter gefiel mir sehr gut und war authentisch und
glaubhaft.
Nele geht als sehr
vernünftige Figur voran, da sie den coolen Skaterjungen Rick
versucht, vom Kiffen abzubringen, was ihr mehr oder minder gut
gelingt, dennoch hat sie sehr überwiegend reife Ansichten, wobei
natürlich ihr Verhalten doch teilweise bestärkt, dass sie erst 16
Jahre jung ist.
Des weiteren
besticht der Autor unter den Jugendlichen mit einer sehr
glaubwürdigen Sprache, wobei mir nicht jeder Ausdruck ein Begriff
war ( needy).
Anders als erwartet
bietet dieses Jugendbuch einen Tiefgang und eine Entwicklung der
Charaktere von Nele und Timo, die sich später herauskristallisiert.
Ebenfalls werden
ernste Themen wie Zwangsheirat, Gewalt und Drogen thematisiert ohne
diesem zu kritisch entgegen zu treten oder zu bagatellisieren.
Ebenfalls gefiel mir
die Eigenständigkeit und individuelle Persönlichkeit der
Charaktere, man konnte oft am Schreibstil erkennen, welche
Jugendgruppe den Dialog anführte.
Insgesamt unterhielt
mich dieses Jugendbuch sehr gut, machte mich an einigen Stellen
nachdenklich und ließ sich sehr schnell weglesen, genau so muss ein
gutes Buch sein.
Bewertung:
4Sterne
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