Hardcover 19,99€
Knaur Verlag
Erschienen: März
2016
Inhalt/Meinung/Fazit:
In dem Buch geht es
um Henri, einen ehemaligen Kriegsreporter und rastlosen Menschen, auf
der ständigen Suche nach sich selbst. Er wird bei dem Versuch, ein
Mädchen vor dem Ertrinken zu retten, selbst von einem Auto erfasst
und kommt auf eine Intensivstation eines Gehirnzentrums, wo er sich
dann im Koma befindet.
Dies alles passiert,
als er auf dem Weg zu seinem unbekannten Sohn Samuel ist, der ihn per
Brief zu dem Vater-Sohn-Tag an seinem Internat einlud.
Sam ist ein
sogenannter Synästhetiker und fühlt sich in seiner Familie nicht
wirklich dazugehörig. Diese Eigenschaft lässt ihn seine Umwelt
komplett anders wahrnehmen, als andere Menschen und nimmt
beispielsweise Stimmen und Zahlen als Farben wahr.
Wenn er einen Raum
betritt, nimmt er die Gefühle war, die am häufigsten dort gefühlt
worden sind.
Als er von dem
Unfall seines Vaters hört, schwänzt er immer öfter die Schule, um
ihn im Krankenhaus zu besuchen.
Dort lernt er Eddie
kennen, die Ex-Freundin seines Vaters und Madelyn, ein Mädchen,
welches sich ebenfalls in demselben Krankenhaus befindet wie Henri
und im Wachkoma liegt.
Auf merkwürdige Art
und Weise fühlt Sam sich von der ersten Minute an zu ihr hingezogen,
obwohl ungewiss ist, ob sie ihn überhaupt sieht, hört und spürt.
Sam ist fest überzeugt davon, dass sie es tut.
Ebenfalls lernen wir
den zynischen Arzt Dr. Saul mit seinem sehr schwarzen bis nicht
vorhandenen Humor kennen, der von Sam nur Gott genannt wird und der
ihm versucht, die Welt der Neurologie zu erklären und das auf eine
sehr eigensinnige Art und Weise, weniger medizinisch.
Wie reagiert Sam auf
Eddie? Lernen sich Vater und Sohn endlich kennen? Was sagt Sams
Mutter zu alldem?Was passiert mit Madelyn und wacht sie je wieder aus
dem Koma auf?
Mit dem Satz
„Vielleicht sind wir alle Geschichten, die gerade gelesen werden.“
beginnt Nina George ihr wundervolles Meisterwerk „Das Traumbuch“.
Der außergewöhnliche
Schreibstil ist ein solch besonderer, sodass ich von der ersten Seite
an gefesselt war und sofort in die Geschichte eintauchen konnte. Die
Kapitel sind in Tagen gegliedert, sodass man eine gute zeitliche
Vorstellung bekommt.
Wir erleben
verschiedene Erzählstränge aus der Ich-Perspektive, abwechselnd von
den drei Hauptcharakteren Henri, Sam und Eddie.
Die Charaktere
besitze alle eine Tiefgründigkeit und sind bis ins letzte Detail
ausgearbeitet und wirken total glaubhaft.
Immer wieder tauchen
sie gedanklich in die eigene Vergangenheit ein und somit erfahren wir
viel über ihr Leben und ihre Persönlichkeit. Alle drei
Hauptcharaktere sind sehr außergewöhnliche und starke Menschen, die
vom Leben geprägt sind.
Zum einen ist da der
hochintelligente, zurückhaltende Sam, der in einer Familie lebt, die
ihn liebt, aber nicht versteht. Er hat nur einen Verbündeten, und
das ist sein Schulfreund Scott, ein Nerd durch und durch.
Der extrovertierten
Eddie gehört ein Verlag namens Realitycrash und dieser verlegt
Phantastik, ausgerechnet das Lieblingsgenre von Sam und Scott.
Dadurch kann sie allmählich eine Bindung zu dem Jungen aufbauen und
es entwickelt sich so etwas wie eine Freundschaft zwischen den
beiden, sie versteht ihn, was man nicht von besonders vielen Menschen
behaupten kann. Sie beginnt von sich und Henri zu erzählen, wie die
beiden sich kennen lernten und was sie so erlebten.
Das Ganze wird so
gefühlvoll und bildhaft erzählt, eine ruhige aber doch so lebendige
Erzählweise, dass ich mich den beiden ebenfalls sehr nahe gefühlt
habe. Als sie Sam auch weiterhin hilft bei seinem Versuch, Maddie
zurück ins Leben zu holen, wird sie mir zusehends sympathischer als
ohnehin schon.
Den Blickwinkel von
Henri empfand ich sehr traumhaft und metaphorisch, da er häufig von
Weisheiten seines Vaters berichtete. Dieser holte ihn auf einem Boot
ab und wollte mit ihm über das Meer, was in Henri die negative
Erinnerung an den Tod seines Vaters auslöste. Dieser kam bei einem
Unfall ums Leben, als Henri als 13jähriger Junge ihm bei der
Fischerarbeit half und er gibt sich bis heute dafür die Schuld.
Die
Vater-Sohn-Beziehung bekommt natürlich in diesem Buch einen ganz
besonderen Stellenwert.
Das Element Wasser
wird grundsätzlich sehr häufig von der Autorin als Motiv eingesetzt
um mal angenehme Stimmung, aber auch gefährliche Spannungen zu
erzeugen und zieht sich von Anfang bis Ende durch das Buch.
Das ebenfalls
Interessante an dem Buch ist, dass sich neben der Haupterzählung
eine weitere Geschichte emporhebt, die einen Hauch von Parallelwelt
vermuten lässt.
Immer wieder in
meinen eigenen Gedanken hängend, löste die Geschichte sehr viel in
mir aus, allen voran sehr emotionale Gefühle.
Obgleich die
Geschichte sehr leise und ruhig erzählt wird ohne viel Action, hielt
sich der Spannungsbogen fortwährend aufrecht.
Als zum Ende hin
auch der Einblick vertieft wurde in Henris Beruf als Kriegsreporter
und wie er Sams Mutter kennenlernte, werden sehr starke Bilder von
Kindersoldaten und deren schicksalhaften Leben wachgerufen.
Zum Schluss werden
die Erzählungen von Henri immer konfuser und Erlebnisse werden
mehrfach unterschiedlich von ihm wiedergegeben, der Leser bleibt
zunächst verwirrt, ob er träumt, ob es seine Wunschvorstellungen
sind, Dejavus?
Dieses Konstrukt ist
natürlich hat natürlich einen tieferen Sinn, wie so vieles in
diesem Buch, was dem Leser zum Schluss auch bewusst wird.
Abschließend kann
ich nur noch sagen, dass ich schon lange nicht mehr so beeindruckt
war von einem Buch mit so viel Kreativität, Weisheit und Tiefgang.
Ich kann es nur jedem Menschen ans Herz legen, dieses Buch zu lesen
und ich habe hier eine neue Autorin für mich entdeckt.
Bewertung
5 Sterne
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