Sonntag, 7. August 2016

Rezension zu Teresa Simon „Die Holunder Schwestern“



9,99 Taschenbuch - Erschienen: 13.06.2016



Inhalt vom Klappentext:


Zwei ungleiche Schwestern. Eine tragische Epoche. Eine Liebe, die nicht sein darf.

München. Die talentierte Restauratorin Katharina Raith hat sich gerade einen Traum erfüllt und ihre eigene Werkstatt eröffnet. Da steht eines Tages Alex Bluebird aus London vor ihrer Tür und übergibt ihr die Tagebücher ihrer Urgroßmutter Fanny. Sie reichen zurück bis ins Jahr 1918, als Fanny nach München kam und sich in den vornehmen Kreisen einen Namen als Köchin machte. Ihre sensible Zwillingsschwester Fritzi ließ sie in der Provinz zurück. Doch eines Tages stand Fritzi vor Fannys Tür- und setzte eine fatale Kette von Ereignissen in Gang…


Meinung:



Diese dramatische Familiengeschichte wird in zwei Zeitsträngen erzählt und besteht zum großen Teil aus Briefen aus der Vergangenheit.
In der Gegenwart lernen wir Katharina Raith kennen , die mit ihrer besten Freundin Isi zusammen eine Werkstatt betreibt, die Möbel restaurieren und sich somit ihren Traum zum Beruf gemacht hat, ganz zum Leidwesen ihrer ehrgeizigen Mutter. Das Verhältnis zu ihr ist immer schon von einer gewissen Spannung geladen, da die Mutter sich ihre Tochter immer als erfolgreiche Akademikerin vorgestellt hat und das so gar nicht in Katharinas Welt zu passen scheint.
Eines Tages wird sie von einem Unbekannten Mann aus London namens Alex in ihrer Werkstatt überrumpelt, der ihr Tagebücher von Urgroßmutter Fanny bringt. Diese lebte zu einer schwierigen Zeit um 1918 in München, wo sie versuchte das triste Dorfleben und das beengte Verhältnis zu ihrer Zwillingsschwester Fritzi zu umgehen. Wie die Tagebücher nach London gelangten und warum ihre Familie so beharrlich schweigt über die Vergangenheit macht Katharina wahnsinnig und neugierig zu gleich und die verbringt jede freie Minute mit dem Lesen der fesselnden Aufzeichnungen und stößt dabei auf prekäre Informationen.

Die Geschichte wird aus der Perspektive der dritten Person erzählt und wir erfahren abwechselnd etwas über die Familiengeschichte der Raiths in der Gegenwart und dann während Katharina in die Aufzeichnungen eintaucht, die aus der Vergangenheit, was dem Roman einen interessanten Aspekt verleiht.
Katharina war für mich eine sehr glaubwürdige und angenehme Protagonistin, welche mir dadurch sympathisch war, jedoch zog mich der Erzählstrang aus der Vergangenheit doch mehr in seinen Bann aufgrund der interessanten Zeitepoche.
Die beiden Zwillingsschwestern Fanny und Fritzi haben eine sehr dramatische und belebte Beziehung zueinander, welche die Autorin unglaublich gut vermitteln konnte. Auch sonst war das Leben der beiden scheinbar alles andere als leicht und sie haben viel schlimmes erlebt und durchmachen müssen, was mir auch an einigen Stellen sehr unter die Haut ging. Abgesehen von der politisch unruhigen Zeit, zu welcher die Handlung spielt, hat mich auch sehr die Beziehung zu den jüdischen Arbeitgebern von Fanny und dessen berühmten Freunden interessiert. Eingeholt von einem Schicksalsschlag nach dem nächsten, versuchen die Geschwister dennoch irgendwie ein glückliches Leben zu führen, doch ob ihnen das gelingen konnte, müsst ihr selbst herausfinden.
In der Gegenwart umrankte die Handlung auch eine kleine Liebesgeschichte, in welcher Katharina zwei Männerherzen für sich einnimmt, was ich für mich persönlich nicht gebraucht hätte, aber es hat der Geschichte auch keinen Abbruch getan.
Als in der Hälfte auch noch ein altes Gemälde eines berühmten Künstlers in Katharinas Hände fällt, dass mit einer Widmung an ihre Urgroßmutter Fanny unterzeichnet ist, nimmt die Geschichte auch nochmal an Fahrt auf. Ebenfalls hat mir gut gefallen, dass die Autorin immer wieder das Motiv des Holunders mit in die Geschichte eingeflochten hat und sich dies durch das gesamte Buch zog, welches auch sinnvoll im Cover und Titel widerspiegelt.
Des weiteren bin ich sehr zufrieden mit der Auflösung der Geschichte, auch wenn diese mit viel Dramatik und schlimmen Ereignissen in Verbindung steht, da Katharina ihren Segen mit der eigenen angespannten Situation finden konnte und auch der Vater sehr schön mit eingebunden ist in die Aufklärung des Familiengeheimnisses.

Als letzten positiven Aspekt ist die schöne Aufmachung des Buches zu nennen, da wir auf der ersten Seite ein wundervolles kurzes Gedicht finden und anschließend der Prolog mit einem Brief eröffnet, den wir später in der Geschichte auch wieder zu lesen bekommen und dann auch den Verfasser und den Grund dazu erfahren. Auf den letzten Seiten sind typisch bayrische Rezepte zu finden, die von der Oma der Autorin stammen, uns aber als Fannys Rezepte in der Geschichte schon bekannt sind.
Insgesamt eine sehr schöne Geschichte und eine absolute Leseempfehlung.


Bewertung: 4 Sterne  

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